Crossing the Atlantic

Wir überqueren den Atlantik. Ich habe hier einfach mal unsere täglichen Statusmeldungen, die wir über die Predict Wind Offshore App geschrieben haben, hintereinander gepackt und nur noch ein paar Bilder zugefügt. Für diejenigen, die uns auf dem Predict Wind Tracker verfolgt haben, also nichts neues. Außer die Bilder.

Tag 1

Heute mittag sind wir nun zu unserer Atlantiküberquerung aufgebrochen.
Nur unter Genua geht es gen Westen. Gleich gehen wir in die erste Nacht. Seit drei Stunden sind wir im zweiten Reff. Denn der Wind hat mächtig aufgebrist. Wir haben in Böen bis zu 40 kn Wind. Angesagt war das natürlich nicht. Aber das kennen wir ja schon. Birte ging es die ersten Stunden gar nicht gut. Wir haben auch mal wieder ekelige Wellen. Aber mittlerweile hat sie sich wieder einigermaßen gefangen.

Mal sehen, was die erste Nacht noch für uns bereit hält. Auf jeden Fall wird sie dunkel. Sehr dunkel. Wir haben kein Mond und jetzt ziehen auch noch Wolken auf. Die MAKAMAE ist 1,5 Stunden vor uns aufgebrochen und liegt mittlerweile 9 sm vor uns. Und sie ist schnell. Einholen werden wir sie nicht. Obwohl Avalon auch nicht gerade die Langsamste ist. (Damit, dass wir sie nicht einholen würden, habe ich mich letztendlich getäuscht)

Tag 2

Die Nacht war fürchterlich. Der starke Wind hatte Wellenberge aufgetürmt und Avalon wurde hin-und hergeworfen. Manchmal klatschen Querläufer so heftig gegen die Bordwand, dass wir denken, sie würde zerbrechen. Tut sie natürlich nicht. „Das muss das Boot abkönnen, Herr Kaleu!“ In der Nacht ließ der Wind dann nach. Nur die Wellen blieben. Wellen! Das ist so ein Thema. Ich dachte immer, auf dem Atlantik laufen die Wellen in Windrichtung und sind schöööön lang. Nicht so kurz und steil, wie auf der Ostsee. Aber weit gefehlt. Es ist einfach nur ekelhaft. Ein einziges Gewaber. Wellen aus verschiedenen Richtungen und verschiedener Größe. Ein fürchterliches Geschaukel.
Birte liegt nun schon seit 20 Stunden auf der Salonbank. Und ich kann nichts dagegen tun.
Jaron und mir wird zwar nicht schlecht, aber es ist zermürbend. Ich hoffe, dass das nicht die nächsten 14 Tage so bleibt.

Heute morgen gab es aber erstmal ein kleines Highlight. Wir haben die Angel ausgeworfen und keine 10 Minuten später, hatten wir einen Mahi Mahi am Haken. Der liegt jetzt filettiert im Kühlschrank und wartet auf die Zubereitung. Obwohl das bei diesen Bedingungen schon eine Herausforderung ist. Aber wir werden das schaffen.

Tag 3

Die Nacht war wesentlich angenehmer, als die davor. Seit gestern vormittag haben wir konstante 20 – 25 kn Wind. Manchmal auch 30er Böen. Gestern Nacht gab es über ein paar Stunden eine Phase, wo es total ruhig war. Avalon lief wie auf Schienen und surfte eine Welle nach der anderen ab. Herrlich! Seit heute morgen ist es aber wieder das alte Bild. Total chaotische Wellen. Mal riesig, mal gemäßigt. Es ändert sich ständig, obwohl der Wind konstant ist. Vielleicht kann mir das irgendwann mal ein Wellenexperte erklären.

Wir haben durch den guten Wind ordentlich Strecke gemacht. Heutiges Etmal 170 sm zu 143 gestern. Allerdings sagen die neuesten Winddaten nichts Gutes für uns. Nach den letzten Daten hätten wir eigentlich nach Saint Martin im Norden der Karibik segeln wollen, um dann Richtung Süden die Inseln zu erkunden. Nach Süden müssen wir sowieso wegen der Hurrikansaison. Die heutigen Daten machen uns aber nun einen Strich durch die Rechnung. Der Wind soll weiter nördlich nun deutlich schwächer werden. Also haben wir uns jetzt doch für Martinique entschieden. Ist auch etwas kürzer.
Allerdings liegt noch nicht direkt Kurs Martinique an. Wir fahren aktuell noch 10 Grad tiefer um im guten Wind zu bleiben. Der direkte Weg ist halt nicht immer der Schnellste.

Mal sehen, wie die heutige Nacht wird. So ruhig, wie gestern wäre schön.

Tag 4 (endlich mal ein guter Tag)

Die Nacht war relativ ereignislos. Wind konstant, Wellen wie immer scheiße. Einzige Abwechslung war der Funkkontakt mit einem deutschen Boot, das relativ parallel zu uns fuhr und sich anschickte, unsere Kurslinie zu kreuzen. Nachdem ich die “Greyhound” angefunkt hatte und sie mir erzählt hatten, daß sie nach Grenada wollen, hatte ich mich doch etwas über ihren Kurs gewundert. Denn der war eigentlich viel zu nördlich. Grenada liegt im Süden der Karibik und sie hatten Kurs 280 Grad. So Richtung BVI.
Kurze Zeit später habe ich dann auf dem AIS gesehen, dass sie plötzlich 260 Grad gefahren sind. Na ja, vielleicht hatten sie die Seekarte falsch rum liegen.

Heute vormittag ging dann, wie angekündigt, der Wind weiter runter. Wir waren immer noch mit ausgebaumter Genua unterwegs, die wir übrigens auch seit drei Tagen nicht mehr angefasst hatten. Nur 15 kn Wind von hinten sind dann doch zu wenig. Also haben wir nun den Oxley gesetzt. Es ist doch schon ein kleiner Unterschied, ob die 43 qm der Genua Avalon nach Westen ziehen, oder die 125 qm vom Oxley 
Zum ersten Mal macht es richtig Spaß. Die Sonne lacht von einem wolkenlosen Himmel, das Atlantikwasser strahlt in schönstem azurblau und Avalon läuft mit 7,5 kn Richtung Martinique. Aber das beste ist die Entspannung der Wellen. Der Atlantik hat sich endlich beruhigt. Nur noch maximal 2 Meter und vor allem keine Kreuzseen mehr. Man kann sich endlich wieder normal auf oder unter Deck bewegen, ohne Gefahr zu laufen, jederzeit umgehauen zu werden. So kann es gerne bis Martinique bleiben.
Die Erfahrung hat da allerdings gewisse Skepsis. Zu oft schon haben wir erlebt, wie schnell sich hier alles ändern kann. Aber Birte hat endlich, nach vier Tagen, ihre Seekrankheit überwunden und nimmt wieder am normalen Leben teil.

Heutiges Etmal: 155 sm verbleibende Strecke: 1590 sm

Tag 5

…und die Nacht der Entschädigung.
Fast könnte man meinen, der Atlantik wolle sich entschuldigen für all diese ekeligen Bedingungen, die er uns in den letzten Tagen, aber auch schon die letzten drei Tage der Überfahrt zu den Kap Verden beschert hatte. Denn seit gestern vormittag zeigt er sich von seiner zahmen Seite. Die Wellen sind deutlich kleiner geworden und wir haben den perfekten Wind für unseren Oxley. Der zieht uns nun seit 1,5 Tagen beständig unserem Ziel entgegen. Und natürlich Gustaf. Denn Gustaf, unser Autopilot, hat auch maßgeblichen Anteil daran, dass wir uns entspannt zurücklehnen können. Und genau das machen wir gerade. Gustaf macht einen hervorragenden Job. Selbst die riesen Wellen, die wir hatten, hat er perfekt ausgesteuert. Jeden Abend vorm Schlafengehen, bekommt er noch ein paar Streicheleinheiten und ich bete, dass er nicht seinen Dienst quittiert.
Heute Nacht hatte er allerdings leichtes Spiel. Er brauchte quasi gar nichts machen, außer geradeaus fahren. Es gab eigentlich nichts zum aussteuern. Avalon lief wieder wie auf Schienen durch das nächtliche, mittlerweile 28 Grad warme Atlantikwasser. So gut, wie keine Bewegung war mehr zu spüren. Und der Sternenhimmel funkelte über uns. Ich hätte schon längst in die Koje schlüpfen können/müssen/sollen. Aber ich konnte mich einfach nicht losreißen. Es war einfach zu schön…

Es ist gerade einfach nur entspannt. Obwohl der Tag mit einer kleinen Katastrophe begann. Ich wollte heute morgen Wasser machen. Der Wassermacher produziert aus 10 Teilen Seewasser ein Teil Trinkwasser. Neun Teile gehen wieder außenbords. Beim Einbau hatte ich diese Außenbordleitung an den Abfluss der Spülen in der Pantry angeschlossen. Was ich heute morgen leider nicht bedacht hatte, war die Tatsache, dass wir die Außenbordsventile abends zugemacht hatten, weil es beim Segeln so laute Schlürfgeräusche in der Spüle macht. Also hat der Wassermacher das Wasser nach oben in die Spüle gedrückt. Das habe ich aber nicht mitbekommen. Erst, als Birte hektisch schrie, sah ich den Schlamassel. Da waren aber schon bestimmt 15 Liter über- und in die Bilge gelaufen. Die Bilge nutzen wir allerdings auch zum Lagern von Lebensmitteln. Also die Bodenbretter hochnehmen, alles ausräumen und trocken wischen und das ganze Wasser mit Schwamm und Pütz entsorgen.
Die Aktion hatte aber auch zwei positive Aspekte. Zum einen ist die Bilge wieder schön sauber und zum zweiten kam keine Langeweile auf…

Heutiges Etmal: 153 sm Verbleibende Strecke: 1.437 sm

Tag 6 Traumsegeln

…obwohl es heute morgen erst gar nicht da nach aussah.
Die Nacht war wieder unspektakulär. Sie ging genauso weiter, wie der Tag aufgehört hatte. In der zweiten Nachthälfte nahm der Wind allerdings deutlich zu. Auf 18 – 20 kn. Am Morgen in Böen dann teilweise bis 25 kn. Ich war schon am überlegen, den Oxley zu bergen und die Genua wieder auszurollen. Allerdings gibt es zwei Varianten vom Oxley. Den “Levante” und die verstärkte Version “Bora”. Wir haben den Bora und der ist bis 25 kn Wind ausgelegt. Fazit also: „Das muss der Oxley abkönnen, Herr Kaleu!“ Und das war auch eine gute Entscheidung.
Wir waren zwar durch den relativ starken Wind zügig unterwegs (höchstes Etmal dieser Reise), allerdings wurden die Wellen auch wieder größer. Und zu allem Überfluss kam dann auch noch ein überlagerndes Wellensystem dazu, welches quer lief und immer wieder versuchte, Avalon aus der Bahn zu werfen. Einige größere Wellen haben das auch geschafft. Aber Gustaf hat sie immer wieder recht zügig zurück in die Spur gebracht.

Im Laufe des Vormittags ließ der Wind dann wieder auf angenehme +/- 15 kn nach und auch die See hat sich wieder beruhigt. Nun ist es absolutes Traumsegeln. Wind und Wellen kommen genau von hinten. Avalon hebt das Schwänzchen und senkt das Köpfchen wenn die Welle kommt und umgekehrt, wenn sie unter ihr durchgelaufen ist. Das Wetter präsentiert sich von seiner schönsten Seite. Blauer Himmel und nur ein paar Schönwetterwolken. Der azurblaue Atlantik misst mittlerweile 29 Grad und auch die Luft ist jetzt so warm, daß nur noch Badehose angesagt ist. Nachts muss man aber schon mal ein T-Shirt überziehen. Trotzdem war es nun Zeit für die erste Kübeldusche. 

Die erste Kübeldusche

Allerdings ist nicht alles schön. Wir haben ein Strom- und Kühlschrankproblem. Tagsüber können wir mit unseren Solarpanelen den Bedarf von Autopilot, Kühlschrank und dem bißchen Rest locker abdecken. Aber nachts nicht. In einer Nacht verbrauchen wir ca. 20% unserer Batteriekapazität. Das ansich wäre noch gar nicht so schlimm. Das blöde ist, dass sich der Kühlschrank bei einer Batteriespannung von unter 11,8 Volt abschaltet (das kannte ich bis dato auch noch nicht). Und das macht er jede Nacht. Hinzukommt noch, dass weder die Gesamtkühlleistung noch die Isolierung besonders berauschend sind.
So haben wir morgens teilweise 15 Grad im Kühlschrank und uns vergammeln die Sachen. Wir werden nun wohl nachts immer mal wieder den Motor laufen lassen müssen, um die Spannung der Batterien hoch zu halten. Und wenn wir angekommen sind, unser Energiekonzept überdenken…

Heutiges Etmal: 172 sm Verbleibende Strecke: 1.274 sm

Tag 7 Langeweile kommt nicht auf

Die Nacht war wie Rodeoreiten. Gegen Spätnachmittag knickte der Wind kurz weg, um dann kurze Zeit später 30 Grad rückgedreht zurückzukommen. Bis dato waren wir platt vorm Laken und nun konnten wir deutlich anluven. Sehr gut, da wir ja wegen der Vorhersage, dass weiter nördlich wenig Wind sein sollte, eine ganze Zeit nach Süden abgelaufen waren. Wir hatten immer noch den Oxley oben und waren wie mit dem D-Zug unterwegs. Allerdings frischte er weiter auf und war irgendwann für den Kurs zuviel. Nun wollten wir ihn aber nicht im Dunkeln bergen und sind deshalb über Nacht wieder 15 Grad tiefer gefahren. Das war die reinste Rauschefahrt.

Irgendwann sahen wir zwei weiße Lichter vor uns. Relativ schnell näher kommend. Da sind wir doch glatt mitten auf dem Atlantik auf ein anderes Segelboot aufgelaufen. Und wenn wir nicht den Kurs geändert hätten, wären wir ihm glatt vierkannt ins Heck genagelt. Ein Sechser im Lotto ist wohl wahrscheinlicher.

Kurz vor der Dämmerung hatten wir dann den ersten Kontakt mit Squalls. Drei Stück waren um uns rum und einer hat uns gestriffen. Wir konnten den Oxley aber noch rechtzeitig bergen und sind danach erstmal mit Genua weitergefahren. Das war dann allerdings ekelhaft. Übelstes Geschaukel, weil zu wenig Druck im Segel und wieder Kackwellen. Also kurzerhand wieder den Oxley hoch und Rock ’n Roll. Ging aber auch nicht lange gut. Dann war zu viel Rock ’n Roll und Gustaf kam an seine Grenzen. Wir haben noch eine zeitlang selbst gesteuert, mussten aber irgendwann einsehen, dass wir zu viel Druck hatten. Also Oxley wieder runter und Groß im ersten und Genua im zweiten Reff gesetzt. Damit fahren wir nun seit acht Stunden entspannt und doch zügig mit nahezu Halbwind.

Denn wir steuern nun, nach neuester Vorhersage, wieder unser Usprungsziel Saint Martin an. Das hatten wir ja zwischenzeitlich aufgrund der Vorhersage gecancelt. Tja, wer sich auf Vorhersagen verlässt, ist halt verlassen. Ärgerlich ist nur, daß wir deswegen 130 sm eingebüßt haben. Fast einen ganzen Tag. Wir sind dann mal gespannt, wie es letztendlich wirklich wird.

@ Björn und Andrea: Vielleicht sehen wir uns doch in einer Woche 

Heutiges Etmal: 160 sm Verbleibende (neue) Strecke: 1237 sm

Tag 8 Die große Sorge und Windverarschung

Es lief gestern wieder hervorragend bis in die Nacht. Als ich um 2400 in die Koje gegangen bin, dachte ich noch: Wenn es so weitergeht, wird das ein neues Rekord-Etmal! Das hatte ich die Nacht davor auch gedacht. Es kam wieder nicht so. Denn das Geräusch der Rauschefahrt wurde irgendwann immer wieder von Stille und schlagendem Groß unterbrochen. Und kurze Zeit später wurde ich auch schon vom Wachhabenden geweckt. Irgendwas sei komisch. Der Wind würde ständig drehen und außerdem sieht es in Luv komisch aus. Stimmt, der Wind drehte permanent von 90 Grad auf 180 Grad und wieder zurück. Und neben uns wuchs eine schwarze Wand empor. Nirgendwo sonst waren Wolken zu sehen. Nur Sterne. Außer neben uns. Das sah schon unheimlich aus und wir dachten, dass die Winddreher von dem sich entwickelden Squall herrühren.
Nur war dem gar nicht so. Der Wind drehte gar nicht. Sondern Avalon. Gustaf war auf einmal so träge, dass er Wind- und Wellenversatz kaum noch ausgleichen konnte. Was war da los? Mein erster Gedanke war: Bitte Gustaf, gib nicht auf! Das wäre der Worst Case. Während sich der Squall weiter aufbaute begannen wir mit der Fehlersuche. Nur konnten wir nichts entdecken. Ein Neustart des Systems und die Erhöhung der Sensitivität schien zunächst zu funktionieren. Also bin ich wieder in die Koje, als der Squall abgezogen war.
Aufgewacht bin ich aber wieder von der gleichen Geräuschabfolge. Rauschefahrt und Ruhe mit schlagendem Groß. Es hatte sich nichts geändert. Gustaf arbeitet nicht mehr vernünftig. Scheiß auf den Kühlschrank. Aber nicht auf Gustaf. Ich malte mir schon aus, dass wir nun über 1.000 sm von Hand steuern müssen. Ein Albtraum!

Der Wind war mittlerweile so schwach geworden, dass wir den Oxley wieder setzen wollten. Also Genua weggerollt, Maschine an und in den Wind, um das Groß zu bergen. Aber Avalon wollte nicht so richtig losfahren. Bei 2.000 U/min läuft sie normalerweise 6,5 kn. Jetzt nicht mal mehr 2 kn. Was ist hier bloß los???
Und dann kam mir ein Gedanke. Ich bin auf volle Kraft zurück gegangen und wollte mal sehen, wie schnell sie rückwärts läuft. Das war ok. Also wieder vorwärts probiert und das ging auch wieder. Jetzt noch Gustaf testen. Und siehe da, auch der arbeitete wieder normal. Wir müssen uns irgendwas mit dem Ruder und Propeller eingefangen haben. Vermutlich Seegras. Denn mittlerweile sind hier große Seegrasfelder. Und das muss die Anströmung des Ruders behindert haben, weswegen Avalon so träge reagiert hat. Es war gar nicht Gustafs Schuld. Gott sei Dank. Durch das Rückwärtsfahren ist es dann wohl abgefallen, und alles ist wieder gut. Puh!

Als wir nun gerade den Oxley setzen wollten, briste es mächtig auf. Ok, also kein Oxley, sondern die Genua wieder raus. Lief auch super. Ca. 45 Minuten lang. Dann knickte der Wind wieder ein. Wir schaukelten dann bei 120 Grad Windeinfall mit gerade mal 5 kn durch die Gegend. Das habe ich mir eine zeitlang angeguckt, dann aber entschieden, den Oxley doch wieder zu setzen. Wir müssen vor der herannahenden Flaute fliehen. Der Oxley war gerade oben, da frischt der Wind wieder auf und dreht rück. Mit 18 kn Halbwind keine Chance mit dem Oxley. Also wieder runter das Ding und Genua wieder raus. Nur um dann kurze Zeit später wieder mit 4-5 kn durch die Gegend zu dümpeln. Ich bin bald wahnsinnig geworden. Wir brauchen das Groß dazu. Genua wieder weg, Motor an und Groß gesetzt. Und seit dem läuft es. So oft, wie wir die Segel heute angefasst haben, hatten wir es auf der ganzen Reise zusammengenommen noch nicht. Windverarschungstag halt.

Ansonsten wird unser Kühlschrank immer wärmer und wir haben uns aufgrund der neuesten Wetterdaten abermals umentschieden. Nun segeln wir doch wieder nach Martinique. Slalom über den Atlantik 

Heutiges Etmal: 143 sm Verbleibende (neue) Strecke: 946 sm

Tag 9 Nichts Besonderes

Seit gestern vormittag segeln wir nun mit Halbwind. Heute Nacht war ein bisschen viel, sodass wir reffen mussten. Heute vormittag ein bisschen wenig, sodass der Oxley nochmal ran musste. Aber jetzt wieder perfekt. Wellen sind auch kein großes Thema mehr. Sehr moderat.
Man kann also sagen: Traumsegeln! Punkt!
Das einzig Ärgerliche ist, dass wir heute ca. den 25. Graspüschel geangelt haben, anstatt Fisch. Aber wir geben die Hoffnung nicht auf und versuchen es weiter.

Heutiges Etmal: 163 sm Verbleibende Strecke: 811 sm

Tag 10 Same same, but different

Der Tag heute war in etwa so, wie gestern. Nur, dass wir heute morgen einen fetten Squall in Luv hatten. Dem konnten wir aber ausweichen, indem wir erstmal auf Downwindkurs gegangen sind. Als der durch war, war allerdings erstmal der Wind komplett weg, kam dann aber zögerlich wieder und stabilisiert sich zum Nachmittag.
Es ist sowieso immer das gleiche. Morgens ist er meist schwach, nachmittags stärker und in der Nacht legt er richtig zu. Man kann die Uhr danach stellen. Zwischen 2200 und 2300 brist es auf. Letzte Nacht wieder bis zu 28 kn. Wir haben allerdings nicht gerefft, sondern sind einfach 20 Grad tiefer gefahren. Denn eins ist auch sicher. In der zweiten Nachthälfte lässt er wieder nach und wir konnten wieder auf Kurs gehen.
Aktuell ist er aber so gut, wie eingeschlafen. Wir hoffen nun auf das nächtliche Aufbrisen.

Ansonsten haben wir heute Graspüschel 26 bis 30 gefangen. Es hat einfach keinen Zweck.

Heutiges Etmal: 164 sm Verbleibende Strecke: 647 sm

Tag 11 Jetzt wird es zäh

Gestern Nachmittag ließ der Wind immer weiter nach. Irgendwann war es so wenig, daß der Oxley ran musste. Allerdings nicht lange. Denn in Luv kam eine dunkle Wand aufgezogen. Als wir am Horizont einen dunklen Streifen auf dem Wasser sahen, haben wir ihn sofort wieder geborgen. Und das war auch gut so. Keine 5 Minuten später hat es schon mit 30 kn geballert. Der Spuk war aber auch schnell wieder vorbei. Nur war danach absolute Flaute. Nun musste das erste Mal der Motor an. Allerdings nicht nur, um Strom zu liefern. Wir hatten schon befürchtet, daß das die angekündigte Flaute ist. Sie wäre dann allerdings 1,5 Tage zu früh dran.
Aber dem war nicht so. Wie immer Abends kam der Wind zurück. Ich hatte Wache und habe als erstes die Genua ausgerollt. Dann wollte ich auch noch das Groß setzen. Aber nach ca. 3 Metern ging es nicht weiter. Ein Blick mit Taschenlampe verriet, warum. Der Drahtvorlauf vom Großfall hatte sich durch heftiges Schlagen vorne um das Dampferlicht gewickelt. Alleine im Dunkeln in den Mast? Never!
Also sind wir die Nacht nur mit Genua gesegelt. Dadurch natürlich langsamer. Aber Sicherheit geht nun mal vor.

Heute Morgen kam dann eine fette Schlechtwetterfront rangezogen. Die hatte Regen und auch viel Wind im Gepäck. Als die dann durch war, ging es stundenlang hin und her. Null Wind, guter Wind, viel zu viel Wind. Und immer mal wieder Regen mit Schauerböen. So oft, wie wir heute die Segel angefasst haben, geht auf keine Kuhhaut.
Ich wage es zwar gar nicht zu sagen, aber seit zwei Stunden läuft es wieder ganz gut. Aber das kann sich auch ganz schnell wieder ändern. Wollen wir es mal nicht hoffen…

Heutiges Etmal: 127 sm Verbleibende Strecke: 520 sm

Tag 12 Jetzt wird es ätzend

Die letzte Nacht war es noch traumhaftes Nachtsegeln. Der Mond wird immer heller, der Wind war nicht sonderlich stark (10 kn aus Nord), aber wir sind mit 60 Grad scheinbaren Wind mit 6 kn gefahren. Und der Atlantik war total smooth. Nur langgezogene Dünung. Einfach traumhaft.
Das ging aber nur bis 0200. Dann war der Wind aus. Und die Squalls an. Also Segel runter und Motor an. Nachdem alle Squalls durch waren etablierte sich aber ein schöner konstanter Wind aus NE mit 15 kn. Wir haben uns das eine zeitlang angeguckt und dann den Oxley gezogen. Lief auch super. Aber ich glaube, nicht mal 10 Minuten. Dann ging er auf 10 kn runter. Ich weiß nicht, was ich Odin oder Rasmus oder Neptun oder wer auch immer für den Wind verantwortlich ist, getan habe, aber so langsam nehme ich das persönlich.
Es war dann gerade noch so viel Wind, dass der Oxley stand und wir 4 kn Fahrt gemacht haben. Aber es waren auch wieder Kackwellen unterwegs. Und bei jeder größeren Wellenbewegung ist er kollabiert und danach mit einem Knall wieder aufgegangen. 2 – 3 kn Wind mehr hätten geholfen. Aber nein, er wollte einfach nicht. Im Gegenteil, es wurde immer weniger. Keine Chance mehr.
Nun motoren wir schon seit drei Stunden. Segeln mit Kackwellen ist ja schon anstrengend. Aber motoren ist absolute Höchststrafe. Kein stützender Segeldruck mehr. Avalon geigt permanent von links nach rechts. Ohne Pause. Es macht einen wahnsinnig. Und wenn die Vorhersage stimmt, dann geht das noch bis Montag so. Ich kann nur hoffen, dass sie nicht stimmt. Stimmte sonst ja auch nicht. 

Heutiges Etmal: 123 sm Verbleibende Strecke: 397 sm

Tag 13 Es bleibt nervig

Ab gestern vormittag waren wir mit Maschine unterwegs. Absolut kein Wind mehr.
Einziges Highlight war ein Badesstopp, den wir eingelegt hatten, als sich das Meer langsam beruhigt hatte.
In der Nacht kam dann plötzlich Wind auf und wir haben den Oxley gezogen. Ging 1,5 Stunden und dann war es wieder vorbei.
Nachdem heute Morgen zwei Squalls vor und hinter uns durchgegangen waren, briste es auf 15-20 kn auf. Da wir aber keine schnellen Entscheidungen mehr treffen, haben wir uns das erstmal eine Stunde lang angeguckt. Aber er blieb. Also haben wir die Genua ausgerollt und waren mit schönen 6,5 kn unterwegs. Und jetzt ratet mal, was 10 Minuten später passiert ist? Richtig, er knickt wieder runter. Aber immer noch genug für den Oxley. Genua weg, Oxley hoch. Sehr schön. 7 kn auf der Uhr. Und jetzt ratet mal, was 15 Minuten später passiert ist? Richtig, er knickt weiter runter. Gerade noch so viel, dass der Oxley nicht ins Wasser fällt. Es fehlen mal wieder die 2-3 kn, die wir bräuchten. Wir sind dann vier Stunden damit durch die Gegend gedümpelt, bevor der Wind vor 15 Minuten den Dienst wieder komplett quittiert hat. Jetzt motoren wir wieder.
Mittlerweile kann gar nicht mehr so viel saufen, wie ich kotzen möchte.

Um Mitternacht gab es für Jaron dann noch eine kleine Überraschung. Denn er hatte Geburtstag und ist nun aus dem Teeniealter raus. Birte hat noch schnell einen Kuchen gebacken und pünktlich um Mitternacht haben wir ihn geweckt. Zu seinem Gebrutstagskuchen haben wir dann noch mit einem Bier angestoßen und dann wurde Jaron wieder in seine Koje entlassen. 

Heutiges Etmal: 127 sm Verbleibende Strecke: 270 sm

Tag 14 Endspurt

…und das im wahrsten Sinne des Wortes. Meine Beschwerden bei Odin, Rasmus und Neptun haben anscheinend Wirkung gezeigt. Den kurz vor Sonnenuntergang kam endlich die Brise, die wir brauchten. Wir haben noch schnell den Oxley gesetzt, bevor wir Jaron’s Geburtagsessen verspeist haben. Es gab Spargel mit Sauce Hollandaise, Kartoffeln und Schinken. Lecker wars.
Danach ging es in eine sehr chillige Nacht. Die Brise blieb. Aber, wie schon gewohnt, nahm der Wind nachts zu und drehte etwas rück, sodass wir schon auf Halbwind waren. Irgendwann zu viel für den Oxley. Also runter das Ding und Groß und Genua gesetzt. Der Wind nahm weiter zu und Avalon hat in den Sprintmodus gewechselt. Dadurch haben wir auch noch ein ansehnliches Etmal erreicht, dafür, dass wir den halben Tag durch die Gegend gedümpelt sind. Heute vormittag ging der Wind dann, wie üblich, wieder etwas runter und seitdem steht der Oxley wieder

Mittlerweile sehen wir auch immer mehr andere Boote. Zuerst auf dem AIS, aber mittlerweile auch mit den Augen. Gestern hat uns eine 24-Meter Yacht im Abstand von 2 sm überholt. Aber natürlich unter Motor. Aktuell läuft ein ziemlich großes deutsches Boot auf uns auf. Funkkontakt klappt aber leider nicht.

Und noch ein Highlight hatten wir eben. Nach gefühlten 43 Graspüschel haben wir doch tatsächlich einen schönen Mahi Mahi gefangen. Der liegt nun filettiert im Kühlschrank und wird nachher verspeist, bevor wir in die letzte Nacht gehen.

Morgen werden wir auf Martinique ankommen. Wir können es noch gar nicht richtig glauben…

Heutiges Etmal: 137 sm Verbleibende Strecke: 133 sm

Tag 15 Der Anker ist gefallen

Nach 14 Tagen und 3 Stunden haben wir den Atlantik bezwungen und der Anker ist auf Martinique gefallen. Wir sind glücklich und erleichtert…

Drei Stunden später lief dann auch die MAKAMAE in die Bucht von Le Marin ein und ankerte neben uns. Wir hatten sie also doch noch überholt. Wir hatten schon das eine oder andere Ankunftsgetränk vernichtet, als Jan und Thorsten zu uns rüberkamen. Den Rest des Tages haben wir damit verbracht, weitere Ankunftsgetränke und diverse Speisen zu vernichten und uns die Geschichten der letzten 15 Tage zu erzählen.

Und dann laaaaange schlafen…

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