Warten auf das Ruderlagergehäuse

Ich habe dann bei der Fa. Kohlhoff in Altenholz – die Jefa-Vertretung in Deutschland – ein neues Gehäuse bestellt und die Lieferzeit sollte zwei Wochen betragen. Damit hatten wir zwar richtig viel Zeit gewonnen, aber unser Plan, nach Alcudia zu segeln, war damit obsolet. Aber nichts ist so schlimm, dass es nicht auch etwas Gutes hätte. Dadurch konnten wir ganz entspannt unsere noch ausstehenden Arbeiten erledigen. Und außerdem hatten wir ja auch mittlerweile viele nette Menschen im Hafen kennengelernt.

Es hatte sich eine kleine Truppe von ca. 8 – 10 Boatpeople zusammengefunden, die sich jeden Abend gegen 1730 vor dem Restaurant getroffen haben, um Boule zu spielen. Oder, wie man in Frankreich sagt: Petanque! Jeder hat irgendetwas zu Trinken mitgebracht und vor Allem: Mückenspray! Denn zur Dämmerung fallen diese kleinen Mistviecher über einen her, als gäbe es kein Morgen mehr. Manchmal sind alle wieder ihrer Wege gegangen, manchmal sind wir aber auch noch im Restaurant eingekehrt.

Drei Menschen muss ich hier ganz besonders erwähnen. Und ich hoffe, dass alle anderen sich nicht benachteiligt oder herabgesetzt fühlen. Ihr seid alle toll und wir vermissen Euch. Aber:

Jean Claude: Der Freund von der tollen Yvonne und ein herzensguter Mensch. Man sagt ihm auch nach, die „gute Seele“ des Hafens zu sein. Hast Du ein Problem? Frag Jean Claude! Der regelt das schon. Und so ist es auch.

André: Eigner einer Amel und will nächstes Jahr auch Richtung Karibik aufbrechen. Auch ein herzensguter Mensch und die Hilfsbereitschaft in Person. Wir haben André sehr viel zu verdanken.

Francois: Mann von der tollen (deutschen) Barbara (und Hund Misty). Musiker vor dem Herren, Weltenbummler und absolut auf meiner Wellenlänge. Wir haben zwei kleine Konzerte mit ihm erlebt. Eins in einer netten Bar in Port-Saint-Louis-du-Rhone und eins bei uns im Restaurant auf dem Platz. Beide abolut großartig.

Eine Sache muss ich aber noch erzählen. Und zwar das Paella-Essen. Irgendwann, nach dem Boule, meinte Jean Claude, dass es gleich noch Paelle gibt. Ok, wann und wo? Um 2200 bei Nico. Wer ist Nico und wo ist das? Nico betreibt ein kleines Geschäft für Reparatur von Dinghis und Außenbordern. Direkt gegenüber vom Boule-Platz. Als wir dort ankamen, war die Paella-Pfanne schon angeheizt und André war fleißig dabei, frische Muscheln zu reinigen. Wir haben uns gefühlt, wie in der Spüliwerbung mit Villa Riba und Villa Bacho. Und natürlich hatte jeder wieder etwas mitgebracht. Es war wieder ein großartiger Abend.

Es gab noch so viele tolle Momente mit allen dort, dass ich ein ganzes Buch darüber schreiben könnte. Aber ich will Euch auch nicht langweilen. So gingen die Tage dahin und wir haben recht entspannt unsere Arbeiten erledigt. Die wichtigste Aufgabe war natürlich das Deck. Nachdem Birte und Brigitte im Schweiße Ihres Angesichts den noch verbliebenen Kleber abgeschliffen hatten, ging es an die Vorbereitungen zum Auftragen der Anti-Rutsch-Farbe. Und jeder kennt es. Die Vorbreitungen dauern fünf mal so lange, wie das eigentliche Malen. Das Abkleben, besonders der Rundungen, hat fast zwei Tage gedauert. Aber dann war es endlich soweit. Wir konnten die Farbe aufbringen. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Irgendwann war auch das neue Ruderlagergehäuse da und die Fa. Global Nautic, die auch das Gehäuse ausgebaut hatten, haben sich sofort daran gemacht, dass neue Gehäuse einzubauen. Super, dann können wir ja endlich ins Wasser. Krantermin für Freitag Mittag gemacht und fast die ganze Truppe war vor Ort, um der Einwasserung beizuwohnen. Das Kranen hat auch super geklappt. Als ich dann allerdings die Dichtigkeitskontrolle gemacht habe, musste ich leider feststellen, dass wir Wassereinbruch am Ruderlagergehäuse haben. Also gleich wieder raus und zurück an Land. Ich war so gefrustet, dass ich erstmal lauthals geschrien habe. Aber nützt ja nix. Ich bin sofort zum Chef von Global Nautic, habe ihm erzählt, was Phase ist und ihm die Bilder vom Wassereinbruch gezeigt. Er war sichtlich pikiert und kam eine Stunde später mit zwei Mitarbeitern zu uns. Sie haben sich dann beraten und er hat mir versichert, dass das Problem noch am folgenden Samstag behoben werden würde. Ich bin dann sofort ins Office gegangen und wollte den nächsten Krantermin für Montag machen. Aber Pustekuchen! Der Kran war für Montag und Dienstag schon ausgebucht. Nächster Termin: Mittwoch. Ok, also wieder fünf Tage warten. Aber Global Nautic hat Wort gehalten und am Samstag Morgen um 0800 war der Mitarbeiter bei uns und hat angefangen zu Arbeiten.

Also haben wir die nächsten fünf Tage noch Arbeiten gemacht, die wir uns für „später“ aufbewahren wollten. Aber ganz in Ruhe. Am Mittwoch war es dann endlich soweit und wir haben unseren nächsten Einwasserungstermin gehabt. Und diesmal hat alles geklappt. Das Gehäuse war dicht und wir konnten uns auf den zugwiesenen Platz am Gästesteg verholen. Danach sind wir Einkaufen gefahren, denn wir hatten zur „Einwasserungsparty“ geladen. Es waren auch fast alle da und es war der erste Stresstest für Avalon. 13 Leute an Bord kommt wohl nicht mehr so oft vor. Aber alles hat gehalten und war dicht. Was für ein großartiger Abend und was für großartige Menschen bei uns an Bord…