Campello bis Gibraltar

Von Campello wollten wir nonstop die 130 sm bis nach Almerimar fahren. Das war allerdings ursprünglich gar nicht geplant. Der Grund dafür war, dass der Laderegler für unseren Windgenerator nicht lieferbar war, wo wir ihn bestellt hatten. Almerimar kannten wir aber schon, da wir den Youtube-Kanal der INSIEME verfolgen. Julia und Markus refitten dort ihr neues Boot. Und die beiden haben mittlerweile einen Online-Shop für Bootsteile eröffnet und vertreiben auch den „Superwind“ und den dazugehörigen Laderegler. Also haben wir sie kurzerhand angeschrieben und siehe da, sie könnten ihn in 5 Tagen vor Ort haben. Also bestellt, den anderen storniert und ein neues Ziel vor Augen. Almerimar sollte sich später als die beste Entscheidung herausstellen, die wir auf der bisherigen Tour getroffen hatten. Über die Zeit könnte ich ein ganzes Buch schreiben. Aber dazu später mehr.

Zunächst versprach die Windvorhersage wunderschönes Segeln. 15 kn Halbwind.  Allerdings für abends, wenn wir an die Südküste kommen, war Flaute angesagt. Perfekt! Aber es sollte mal wieder anders kommen. Obwohl es gut anfing. Als wir um 0900 den Hafen von Campello verließen, passte alles, wie der Arsch auf den Eimer. Blauer Himmel, warm und 15 kn Halbwind. Wir freuten uns auf einen schönen Segeltag. Der hielt ca. 16,5 Minuten. Dann ließ der Wind schlagartig nach. Aber nur, um gleich darauf mit Macht wieder einzusetzen. In kürzester Zeit ging er rauf auf 30 kn. Wir konnten gar nicht so schnell reffen, haben es aber doch geschafft. Und dann ging das Spielchen los. Ausreffen, einreffen, ausreffen, einreffen usw. Das blieb so während der gesamten Strecke über die Bucht von Valencia. Aber kurz, bevor wir das Kap De la Nao erreichten, war er dann – wie angesagt – komplett aus. Nun musste der Dieselwind wieder ran. Gegen Mitternacht sollte der Wind zurückkommen. Ist er aber natürlich nicht. So sind wir die ganze Nacht durchmotort.

Allerdings wurden wir zur Entschädigung mit einem atemberaubenden Sonnenuntergangshimmel belohnt. Der absolute Wahnsinn!

Bevor wir nach Almerimar gefahren sind, haben wir noch einen Tag in Aguadulce in der Nähe von Almeria verbracht. Netter kleiner Hafen mit Strand. Dort waren wir dann auch das erste Mal am Strand. So ne knappe Stunde vielleicht. Wir sind einfach keine Strandmenschen.

Am nächsten Morgen haben wir dann Kontakt zur „Dilly Dally“ aufgenommen. Wir verfolgen den You Tube Kanal von Jens Brambusch schon länger und wussten, dass sie auch nach Almerimar wollten. Zuvor waren sie in Carthagena, wo wir zwei Nächte zuvor vorbeigefahren sind. Jens und Arzum sind im Frühjahr in Kas in der Türkei gestartet und haben auch die Karibik als Ziel.

Die beiden haben sich dann sogar auch zurückgemeldet und wir sind im Abstand von 30 Minuten in Almerimar angekommen. Die „Dilly Dally“ lag dann auch noch am Wartesteg zum einchecken. Da gab es dann eine persönliche Begrüßung. Und Jan war auch noch da. Jan mit seiner „MAKAMAE“ ist zusammen mit der Dilly Dally in Kas gestartet, war aber schon seit zwei Wochen in Almerimar.

Eigentlich waren wir ja nur hier, um den Laderegler in Empfang zu nehmen und einzubauen. Nie im Leben hätten wir gedacht, dass wir dort 3,5 Wochen bleiben würden. Und das lag nicht nur daran, dass wir aufgrund permanenter und starker Westwind-Lagen nicht weiterkonnten. Sondern auch daran, dass wir noch einige Schwachstellen bei der Ausrüstung festgestellt hatten und diese beheben wollten.

Unsere flexiblen Solarpanele hatten schon teilweise den Dienst quittiert und wir haben sie gegen starre Module ausgewechselt.

Der Wassermacher, den wir im Juni bestellt hatten, war immer noch nicht lieferbar. Also haben wir ihn storniert und vor Ort einen anderen gekauft und eingebaut.

Unsere Dinghi-Davits haben wir verlängern und verstärken lassen.

Ein Riggutachten brauchten wir auch noch für die Versicherung.

Unsere Rettungsinsel brauchte eine Wartung. Wir hatten eine 20 Jahre alte 6-Personen-Insel an Bord. Die Wartung wäre allerdings teurer gewesen, als eine neue 4-Personen-Insel zu kaufen. Also haben wir kurzerhand bei SVB in Bremen eine neue Rettungsinsel bestellt. Das gleiche hat auch Dilly Dally und die TRUANT 2 von Hennes und Sylke getan. Und dann begann eine Odyssee sondergleichen.

Zunächst einmal haben wir aber ein Rettungsinsel-Contest veranstaltet. Wir wollten einfach mal die Dinger ausprobieren. Und so haben wir uns am 1. Advent auf  der Pier der Dilly Dally getroffen und dort alle drei Inseln ins Hafenbecken geschmissen und getestet. Alle drei haben natürlich einwandfrei funktioniert.

Es war eine Mordsgaudi und wir hatten neben Erfahrungsgewinn auch jede Menge Spaß. Als krönenden Abschluss hat Jens uns alle noch zu selbstgemachten Königsberger Klopsen eingeladen. Ein rundum gelungener Tag. Wie so viele in Almerimar. Hier noch ein Video von der Dilly Dally zu der Aktion:

Aber nun zur Odyssee. Die Dilly Dally hat auch bei SVB bestellt. Und zwar exakt die gleiche Insel. Deren Insel war auch nach drei Tagen da. Unsere nicht. Nach einer Woche habe ich bei SVB mal nachgefragt und es hieß, die Insel sei mittlerweile in Valencia mit der Spedition Dachser angekommen und müsste in den nächsten zwei Tagen eintreffen. Ist sie aber nicht. Also wieder nachgefragt. Und nun kommt der Klopfer. Bei der Spedition Dachser wusste man nicht mehr, wo unser Paket abgeblieben ist. Nun ist es ja nicht so, dass wir eine Schraube M6 x 15 oder so bestellt hatten, was man ja vielleicht schnell mal verliert. Nein, es ist ein riesen Paket. War einfach verschwunden. Nach viel Telefoniererei und unter dem Hinweis, dass uns die Zeit wegläuft, hat SVB dann eine weitere Insel auf den Weg gebracht. Wieder mit der Spedition Dachser. Und man glaubt es wirklich nicht, aber auch dieses Paket wurde von Dachser verschlampt und war nicht mehr auffindbar. Wir waren fassungslos. Und natürlich besorgt. Denn ohne Rettungsinsel kein Atlantik. Ich habe dann bei Dachser und auch SVB so richtig Druck gemacht. Das hatte dann zum Ergebnis, dass auch noch eine dritte Insel auf den Weg gebracht wurde. Und eine Mitarbeiterin von Dachser hat mir versprochen, dass sie das Paket nun persönlich betreuen würde.

Nun war es aber soweit, dass sich ein Wetterfenster für unsere Fahrt nach Gibraltar auftun sollte. Aber nur ein kurzes. Danach war wieder reichlich Westwind angesagt. Das mussten wir nutzen. Die Dame von Dachser hat mir aber zugesagt, dass sie die Insel auch nach Gibraltar nachschicken würden. Wir waren gespannt.

Almerimar wird auch „Das schwarze Loch für Segler“ genannt. Denn fast alle, die aus dem Mittelmeer auf den Atlantik wollen, machen hier noch einen Zwischenstopp und kommen meistens lange Zeit nicht wieder weg. So, wie wir ja auch.

Almerimar ist aber auch wirklich toll. Der Hafen ist in drei Becken unterteilt und man liegt quasi mitten im Ort. Günstig ist er auch noch. Wir haben 13,- EUR/Tag bezahlt. Da kann man nun wirklich nichts sagen. Die Versorgungsmöglichkeiten sind top und auch hier – wie im Port Napoléon –  sind alle Gewerke vorhanden, die man so braucht. Jede Menge Kneipen und Restaurants gibt es obendrein auch noch.

In den 3,5 Wochen haben wir so viele nette Menschen kennengelernt, dass die Zeit nie langweilig wurde. Es hat sich eine kleine aber wirklich feine Truppe zusammengefunden, die alle das gleiche Ziel haben. Karibik! Insgesamt 7 Schiffe.

  • Dilly Dally: Jens, Arzum und Serkan
  • MAKAMAE: Jan
  • Truant 2: Sylke und Hennes (liegen noch in Almerimar)
  • Insieme: Markus und Julia
  • Strawanza: Thilo und Alina
  • Tino: Michael und Anja
  • Amelija: Jan, Jan-Moritz und Elias (Die „Segelboys“ genannt in Anlehnung an die Segeljungs)
  • Und wir halt

Diese kleine Flottille hat sich beim eintreffenden Wetterfenster auf den Weg nach Gibraltar gemacht. Es waren 130 sm zu segeln. Und natürlich war es auch gleich eine Regatta! Aber zuvor mussten wir noch auf Birte’s Geburtstag anstoßen. Es war nämlich der 01. Dezember. Ich hatte, ohne es Birte zu erzählen, für den Vormittag zum Geburtagstagskaffee geladen. Und gegen 1000 trudelten dann auch alle ein. Ich hatte sogar einen Geburtstagskuchen gebacken. Ach, es war mal wieder so nett.

Und dann sind wir gestartet. Anfangs waren die Bedingungen auch noch gut. Moderater Ostwind und wenig Wellen. Das änderte sich dann allerdings in der Nacht. Der Wind nahm ab und die Wellen zu. Kein Druck mehr in den Segeln und alles fing wieder an, zu schlagen. Wir sind teilweise motort, dann wieder gesegelt, wenn der Wind mal wieder auffrischte, dann wieder motort, usw.

Auf jeden Fall sind wir am darauffolgenden Abend in Gibraltar, oder besser gesagt, in La Linea, eingelaufen und haben die erste Nacht am Anker verbracht. Eigentlich wollten wir dort die ganze Zeit am Anker bleiben. Als wir jedoch gehört hatten, dass am Tag zuvor drei Dinghis gestohlen wurden, haben wir uns dann doch in die Marina verholt. Und das war auch gut so…

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