Jetzt geht es endlich los!

Zwei Tage nach unserer Einwasserung haben wir dann endgültig die Leinen im Port Napoléon losgeworfen. Am Abend vorher hatten wir uns noch zum Abschiedskaffee mit Francois, Barbara, Michelle, André und Jean Claude verabredet. Und zwar um 0830. Denn wir wollten um 0900 ablegen. Die Windvorhersage war so mittelmäßig. Zu Anfang sollten wir noch ganz guten Halbwind haben, aber gegen 1400 sollte er schwächer werden und später wohl ganz einschlafen. Aber egal, wir wollten endlich los. Und zwar Nonstop nach Barcelona. 180 sm.

Um 0827 haben wir zum Landende des Stegs geschaut und da standen die fünf schon und haben gewartet, damit sie Punkt 0830 bei uns sind. Süß! Der Kaffee war gekocht, die Sonne lachte uns an und die Tassen standen auf dem Tisch. Tja, und dann war es soweit. Leinen los! es war doch ein ganz schön emotionaler Moment und Abschied. Wir haben uns alle immer wieder versichert, dass wir uns irgendwann, irgendwo wiedersehen werden. Und das werden wir auch. Wir haben eine WhattsApp-Gruppe eröffnet und stehen immer noch in Kontakt. Wir sind wirklich gespannt, wann wir die ersten wiedersehen.

Nach dem wir den langen Kanal vom Port Napoléon zum offenen Meer rausmotort waren, war natürlich immer noch kein Wind. Aber nach so ca. einer Stunde setzte er ein. Ein perfekter Halbwind. Avalon lief mit gut 7 kn und es war einfach herrlich, sie endlich mal zu segeln. Allerdings währte der Spaß nicht lange. Denn nach ca. 3 Stunden wurde er schwächer und schwächer und dann war er aus. Aber gut, genauso war es auch angesagt. Nun musste der Dieselwind herhalten. Avalon hat einen 240-Liter-Tank. Damit kommen wir bei Marschfahrt (6,5 kn) ca. 530 sm weit. Also überhaupt kein Problem, bis nach Barcelona zu kommen, falls der Wind nicht wieder einsetzt. Allerdings ist Motoren für uns natürlich ein Graus. Wir sind Segler und keine Motorbratzenfahrer. Es es ist laut und es ist teuer. Gerade in der heutigen Zeit, wo wir 2,20 EUR für einen Liter Diesel bezahlen mussten. Wind gibt es (noch) umsonst. Wer weiß, wahrscheinlich wird der auch irgendwann noch besteuert.

Zu Anfang war es auch richtig ätzend, weil noch eine ca. 1 – 1,5 Meter hohe Dünung stand und Avalon nur am Rollen war. Birte ist ja ziemlich seefest. Aber ein rollendes Schiff ist dann auch für sie irgendwann zu viel. Ich hatte es schon gesehen. Sie wurde immer ruhiger und der Blick wurde immer starrer. Dann sagte sie plötzlich zu mir, dass das Wasser auf Avalon viel weiter weg wäre, als auf Charisma. Ich habe erst gar nicht verstanden, was sie meinte? Aber dann wusste ich es. Auf Charisma kann sie aus dem Cockpit direkt über Bord kotzen. Auf Avalon nicht. Egal, dann kotz halt an Deck. Können wir ja wieder abwaschen. Hat’se dann auch gemacht. Ich habe mir das dann nochmal genauer angesehen, um zu schauen, ob man davon vielleicht noch etwas wiederverwenden könnte. Aber da war nichts mehr von zu gebrauchen…

Nach bummelig drei Stunden war aber auch das vorbei und das Mittelmeer beruhigte sich zunehmend. Birte ging es wieder besser und Avalon lief stur im Autopilot Richtung Barcelona. Nur war es wie mit Norwegen. Norwegen ist ja unheimlich laaaang und weilig. Tja, und dann sitzt man da, liest oder hängt seinen Gedanken nach. Einzige Abwechselung ist kochen und essen. Und dann wurde es langssam dunkel. Und zwar extrem dunkel. Der Himmel hatte sich zugezogen und es war Neumond. So dunkel haben wir es noch nie erlebt. Gott sei Dank haben wir bei Avalon AIS nachgerüstet. AIS bedeutet „Automatich Identification System“. Die Schiffe senden Daten über Geschwindigkeit, Kurs, MMSI, Name usw. Und das System berechnet, wieweit und wann man sich einem anderen Schiff nähert. Das System berechnet auch, ob es einen Kollisionkurs mit einem anderen Schiff gibt und wenn ja, macht es Alarm. Auf dem offenen Meer ist das allerdings äußerst selten. Als wir allerdings das spanische Festland erreichten, kammen dann doch etliche Alarme. Und das lag daran, dass noch vor Sonnenaufgang die Fischer auslaufen. Die meisten haben mittlerweile AIS, aber nicht alle. Da war also Aufmerksamkeit gefordert.

Aber es ist alles gut gegangen und als es langsam hell wurde, waren wir aus dem Gröbsten raus. Gegen Mittag liefen wir auf Barcelona zu und sahen schon viele Regattaboote. Wir sind da dann mittendurch gefahren, weil wir gesehen hatten, dass noch die Regattatonnen ausgelegt wurden und somit noch kein Race gestartet war. Sonst macht man sowas nicht. Barcelona hat diverse Marinas und wir wollten in den „Real Club Nautico“. Im Mittelmeer ist es üblich, dass man sich über Funk in der Marina anmeldet und fragt, ob man einlaufen darf. Wir bekamen allerdings eine Absage, weil der Hafen wegen der Regatta voll sei. Hm, Mist. Also den nächsten Hafen angefunkt. Das Gegenüber war blöderweise der englischen Sprache nicht so wirklich mächtig und darum wurde auch aus der zweiten Marina nichts. Nun war ich, als ich 2007 mal eine Yacht von Portugal nach Barcelona überführt hatte, schon mal hier und erinnerte mich an eine Marina, die direkt in der Innenstadt lag. Die Marina habe ich dann angefunkt, bekam in perfektem Englisch eine Antwort und wir konnten einlaufen. Allerdings kam mir nichts mehr bekannt vor von damals. Wir sind an diversen Mega-Yachten vorbeigefahren und am Ende waren noch drei Stege der alten Marina übrig. Wir haben dann erfahren, dass diese Stege auch noch abgerissen werden sollen, um Platz für noch mehr Mega-Yachten zu machen. Ätzend!!!

Nachdem uns ein Platz zugewiesen wurde, haben wir im Office eingecheckt und uns ist erstmal die Kinnlade runtergeklappt, als wir die Rechnung für eine Nacht bekamen. 79,- EUR. Respekt! Dafür gibt es aber auch ein Fitness-Studio. Toll, genau das haben wir schon so lange vermisst!!! Anyway, da bezahlt man halt den Namen „Barcelona“

Danach sind wir mal losgetapert und wollten eigentlich mit der Seilbahn, die vom Hafen aus auf einen gegenüberliegenden Berg führt, von dem man einen tollen Blick über Barcelona hat, fahren. Allerdings wollten die, das man da drin eine FFP2-Maske tragen soll. Da wir diesen totalen Schwachsinn allerdings verweigern, sind wir gleich wieder umgedreht und zum Stadtstrand gegangen. Nun sind wir nicht wirklich die Strandmenschen und deswegen haben wir uns nach einer halben Stunde auf die Dachterrasse vom Museum verholt, haben uns einen sündhaftteuern Cocktail bestellt und von oben auf Avalon geguckt.

Von der Dachterrasse haben wir dann im Nachbarhafen einen alten Traditionssegler entdeckt und haben spontan entschieden, da mal hinzugehen. War sehr interessant. Das Schiff ist ein originalgetreuer Nachbau (mit originalen Materialien) der Göhteborg, einer alten schwedischen Handelskogge, die früher die chinesische Handelsroute gefahren ist. Und sie war sogar auch schon wieder in China. Auf genau der alten Route. Jetzt tingeln sie in der Weltgeschichte rum und finanzieren mit den Ausstellungen das Schiff.

Den Abend haben wir in einer kleinen Tapas-Bar in dritter Reihe des Hafenviertels ausklingen lassen. Man sollte nie in erster Reihe Essen gehen. Denn da gibt es nur Touri-Nepp. Es war lecker und günstig und wir sind satt und zufrieden Schlafen gegangen…

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