Barcelona bis Burriana

In Barcelona hätten wir ruhig ein paar Tage verbringen können. Aber zum einen waren wir ja eh schon viel später dran, als geplant. Und zum zweiten sind die Preise in allen Marinas exorbitant hoch. Außerdem gibt es dort auch keine guten Ankermöglichkeiten. So haben wir uns am nächsten Tag wieder von Barcelona verabschiedet und als Ziel hatten wir uns eine Ankerbucht bei Rapita ausgesucht. Gute 80 sm standen auf dem Programm. Und, wie nicht anders zu erwarten, war mal wieder kein Wind. Also wieder Motoren.

Wir hatten uns im Vorfeld ja überlegt, uns Angelequipment zuzulegen. Für den Notfall. Den erstens sind wir beide nicht so die großen Fischesser und zum zweiten auch keine Angler. Im Port Napoléon war es üblich, dass Leute, die Sachen über hatten, die aber noch gut waren, nicht wegzuschmeißen, sondern zur freien Verfügung für andere abzulegen. Eines Tages lagen wieder viele Sachen auf dem Tisch. Unter anderem auch dein Holzbrett mit aufgewickelter Schnur und ein Wobbler (ich weiß nicht, ob man das so schreibt). Wir hatten ja eine richtige Angel und hatten uns dazu noch einen ziemlich teuren Angelrutenhalter gekauft. Aber unsere Schnur ist nicht mal halb so dick, wie die auf dem Holzbrett. Also habe ich dat Dingen kurzerhand mal mitgenommen. Man weiß ja nie.  Na ja, egal. Jedenfalls kam Birte nun (vermutlich aus Langeweile) auf die Idee, die Holzbrettangel mal auszuprobieren. Sie hat Schnur abgewickelt und den Wobbler ins Wasser gesetzt. Sie sagte aber: „Hoffentlich beißt da keiner!“ Hä, was ist das denn für ne Logik? Man schmeißt eine Angel aus und hofft, dass keiner anbeißt? Auf sowas können auch nur Frauen kommen! Nein, war ein Scherz, bevor hier der weibliche Shitstorm losgeht.  Wie man einen Fisch ausnimmt und filetiert hatten wir uns von Birte’s Arbeitskollegen Björn – ein Angler vor dem Herrn – schon vorab erklären lassen. Was sollte also schiefgehen?

Keine zehn Minuten später meinte Birte, dass die Schnur, an der sie immer mal wieder gezogen hatte, mehr Widerstand hätte, als sonst. Na, dann mal rein damit. Und tatsächlich. Irgendwann sah ich es hinter dem Schiff immer mal wieder aufblitzen. Kreuz und quer. Es hatte einer angebissen. Als wir ihn an Deck hatten kam erst mal ein bisschen Panik auf. Das Viech wollte einfach nicht still halten und zappelte wie wild auf dem Achterdeck rum. Kann ich auch verstehen. Hätte ich wahrscheinlich auch gemacht. Birte hat ihn dann mit beiden behandschuhten Händen festgehalten und ich habe ihn mit der Winschkurbel einen übergezogen und von seinem Leid erlöst. Schön war das allerdings nicht. Nun haben wir gerätselt, was es wohl ist. Sah sehr nach einem Thunfisch aus. Hätte aber auch ein Bonito seien können. Das Internet hat mal wieder geholfen und es war ein Blauflossen-Thunfisch. Nicht zu groß, nicht zu klein. Birte hat ihn dann filetiert und danach haben wir erst mal das Deck gewaschen. War nämlich eine ziemliche Sauerei. Vier schöne Filets sind dabei rausgekommen. Ich habe dann sofort eine Marinade aus Balsamico, Sojasauce, Knoblauch und Honig gezaubert und die Teile eingelegt. Denn abends am Anker sollte es Thunfischsteaks geben.

Mit der Zeit kam ein wenig Wind auf und wurde langsam stärker. So stark, dass wir doch glatt den Motor ausgemacht und die Segel gesetzt haben. Danach konnten wir noch vier Stunden herrlichst segeln. Als wir um 2000 in der Ankerbucht ankamen war es natürlich schon dunkel und anhand der Ankerlichter konnten wir sehen, dass noch drei weitere Boote in der Bucht lagen. Wir haben uns dann vorsichtig eine geeignete Stelle gesucht und dann fiel der Anker auf 4 Meter tiefe. Es war warm und der Wind wieder vollkommen eingeschlafen. Ich habe dann mal die Wassertemperatur gecheckt. Wow, 26,5 Grad! Nach dem Essen wird gebadet. Birte war skeptisch. Tiefschwarzes Wasser. Nicht jedermanns Sache, da reinzuspringen. Abwarten, das wird schön. Aber erst mal essen. Die Thunfischsteaks waren köstlich.

Nach dem Abwasch bin ich aufs Achterdeck, habe mich ausgezogen und Birte fragte mich etwas ungläubig, ob ich da jetzt wirklich reinspringen will? Na klar doch. Und platsch, war ich auch schon drin. Es war herrlich warm. Aber das Beste sind die fluoreszierenden Algen. Die gibt es sogar bei uns in der Ostsee. Allerdings nur vereinzelt und in abgeschwächter Form. Bei jeder Schwimmbewegung bildet sich ein grün leuchtender Schweif. Absolut faszinierend. Viel Überredeungskünste hat es nicht gebraucht und dann ist auch Birte ins Wasser gekommen. Wir sind ein paar Mal ums Boot geschwommen in stockfinsterer Nacht. Beeindruckt und überglücklich sind wir dann in einen absolut ruhigen Schlaf gefallen.

Am nächsten Morgen lachte uns die Sonne schon von einem zwar etwas diesigen aber wolkenlosen Himmel an. Wie angesagt allerdings bei totaler Flaute. Das Mittelmeer lag da platt, wie ein Ententeich vor uns. Aber wir wollten weiter. Also Maschine an, Anker auf und entlang der Küste nach Burriana. Unserem nächsten Ziel ca. 60 sm entfernt. Über diese Fahrt gibt es auch nicht wirklich etwas zu berichten. Stumpf geradeaus, Motorgedröhne und plattes Meer. Entlang der Küste waren alle 10 km immer wieder Städte zu sehen. Allerdings hauptsächlich mit Hochhäusern zugepflastert. Ziemlich hässlich alles. Wir hatten Burriana über die „Navily-App“ (die ist wirklich klasse) schon gebucht. Als wir im Hafen ankamen, haben wir uns per Funk gemeldet und uns wurde ein Platz zugewiesen. Allerdings war die Kommunikation alles andere, als einfach. Denn – und das müssen wir immer wieder feststellen – die Spanier sprechen sehr schlecht bis gar kein Englisch.  Als wir dort ankamen, stand allerdings schon eine Mariniera bereit, um unsere Heckleinen anzunehmen. Hat aber nur so mittelmäßig geklappt. Wir lagen etwas schräg und Birte, die die Mooringleine durchholen wollte, während ich noch am manövrieren war, um das Boot gerade zu legen, meinte plötzlich, dass da nichts mehr geht. Sie konnte die Leine nicht weiter durchholen. Ich hatte den Gedanken, dass das kein gutes Zeichen ist, noch gar nicht zu Ende gedacht, da stand der Motor auch schon.  Fuck!!! Leine im Propeller. Ich war mittelschwer genervt und am Fluchen, doch Birte verschwand unter Deck und kam kurz darauf im Neopenanzug wieder hoch. Die Mariniera hat die ganze Zeit auf uns eingeredet. Allerdings auf Spanisch. No comprende! Sie hat aber wohl über Funk den Chef gerufen. Der kam auch kurze Zeit später, konnte aber auch so gut wie kein Englisch. War uns aber auch egal.

Birte hat dann versucht zu tauchen, kam aber kurz darauf wieder hoch und meinte, dass sie nichts sehen könne. Das Wasser war auch wirklich ziemlich trüb. Also habe ich mir die Badehose angezogen, bin ins Hafenbecken gesprungen, habe mir die Taucherbrille aufgesetzt und bin zum Propeller getaucht. Erst einen halben Meter vorher konnte ich etwas erkennen. Und zwar die Pilotleine der Mooring, die sich ca. dreimal um den Propeller gewickelt hatte. Kurz wieder hoch, mit Messer wieder runter und die Leine durchgeschnitten. In Ermangelung einer nun nicht mehr vorhandenen Mooring haben wir uns dann an der großen Motorbratze, die neben uns lag, festgemacht. Chef, Mariniera und wir waren erstmal soweit zufrieden. Ich habe dann den Motor gestartet und vorwärts und rückwärts eingekuppelt. Alles gut. Kein Schaden. Gott sei Dank.

Wir hatten abends noch gegoogelt, wo der nächste Supermarkt ist. Toll, nur 500 Meter entfernt. Denn wir wollten mal wieder Proviant bunkern. Also sind wir am nächsten Morgen 10 Minuten vor Öffnungszeit  losgedackelt. Zwei Minuten vor Öffnungszeit standen wir vor dem noch geschlossenen Supermarkt. Und fünf Minuten nach der Öffnungszeit standen wir immer noch vor dem geschlossenen Supermarkt. Uns kam eine böse Ahnung. Dank Tante Google wussten wir dann, dass heute in Spanien Feiertag ist. Na klasse! Wird also nichts mit Proviant bunkern. Aber gut, so abgebrannt waren wir nun auch wieder nicht. Wir würden weder verhungern, noch verdursten. Also sind wir wieder zurück, haben die Leinen losgeworfen und sind ausgelaufen. Übrigens bei null Wind. Was für eine Überraschung. Wieder Ententeich. Das heutige Ziel hieß Denia. Bummelig 70 sm. In Denia war ich übrigens schon mal. Denn dort hatte ich vor 10 Jahren „Charisma“ gekauft. Es wurde aber noch ein wunderschöner Segeltag. Aber dazu im nächsten Bericht mehr…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert