Burriana bis Campello

Wie schon im letzten Bericht erwähnt, war das Meer am Morgen unserer Abfahrt von Burriana nach Denia mal wieder spiegelglatt. Es ist wirklich eine Katastrophe hier im Mittelmeer. Es ist meistens gar kein Wind oder es hackt. „Stetig“ oder „konstant“ scheinen hier vollkommen unbekannte Begriffe zu sein. Im Mittelmeer machen Motorboote tatsächlich mehr Sinn.

Mal wieder null Wind

Angesagt war auch nicht viel und wir hatten uns seelisch schon wieder auf 10 – 11 Stunden Motorfahrt eingerichtet. Aber so nach drei Stunden kam dann doch so langsam ein wenig Wind auf. Wir haben der Sache natürlich erstmal wieder nicht getraut und uns das ganze eine halbe Stunde lang angeguckt. Aber er blieb. Und wurde sogar noch etwas stärker. Also Segel hoch und Motor aus. Und es war tarumhaft. 12 kn Wind aus 60 Grad. Avalon lief mit 7 kn durch durch ruhige See. Das schönste Segeln, was wir bisher erlebt hatten. Und der Wind blieb bis kurz vor der Ankunft in Denia. Die letzte halbe Stunde musste der Motor dann allerdings doch noch mal ran.

Um 2000 sind wir in das riesige Hafenareal von Denia eingelaufen. In Denia gibt es drei Yachthäfen. Wir hatten uns für die Marina de Denia entschieden und uns wieder über die App „Navily“ angemeldet. Ich hatte noch angefragt, ob es ein Problem ist, wenn wir erst 2000 einlaufen. Nö, kein Problem. Es war zwar schon stockdunkel, aber die Marina ist gut ausgeleuchtet und als wir ankamen standen trotz der späten Stunde noch drei Marinieros auf dem Steg, haben uns einen Platz zugewiesen, die Leinen angenommen und uns noch erklärt, wo was ist. Wirklich klasse.

Wir hatten schon bei der Anfahrt in den Hafen gesehen, dass dort alles sehr schön angelegt ist. Aber als wir nach dem Essen noch eine Runde durch den Hafen spaziert sind, haben wir festgestellt, dass es auf den zweiten Blick noch schöner ist. Viele gemütliche Restaurants und Bars, liebevoll gestaltete Grünanlagen und schöne Architektur. Wir haben uns dann sogar noch einen Cocktail gegönnt.

Dann war aber auch schon Bettzeit. Nachdem wir am nächsten Morgen unsere Bootspapiere und Ausweise, die uns die Marinieros bei unsere Ankunft abgenommen hatten, wieder abgeholt und auch gleich ausgecheckt hatten, sind wir als erstes mal Duschen gegangen. Sowas hatten wir bis dahin auch noch nicht gesehen. Nix mit Gemeinschaftsduschen, oder so. Nee, nur Einzelbadezimmer. So, wie zu Hause und bestimmt 10 m² groß. Passte aber auch zum Rest des Ambientes. Die Marina ist alledings auch mit 34,- EUR pro Nacht nicht gerade die Günstigste. Danach haben wir mal geschaut, wo der nächste Supermarkt ist. Denn, da wir in Burriana wegen Feiertag ja nicht einkaufen konnten und für die nächste Nacht ankern angesagt war, mussten wir nun wirklich mal proviantieren. Es ist auch ein kleiner Supermarkt in 800 Metern Entfernung. Nachdem das auch erledigt war, sind wir gegen Mittag ausgelaufen und hatten sogar ein wenig Wind. Allerdings genau von hinten. Somit kam mal wieder der Oxley zum Einsatz. Die erste Stunde war es noch ein recht zähes Unterfangen, aber nachdem wir das Kap de la Nao passiert hatten und auf Südwestkurs gingen, wurde es spürbar besser. Der Oxley ist wirklich ein tolles Segel. Durch den integrierten Flügel – quasi ein Gleitschirm im Spinnacker – steht das Segel sehr stabil und das Boot geigt so gut wie gar nicht. Und er fällt auch viel später ein, als ein normaler Spinnacker, weil der Schirm ihn in der Breite zusätzlich stabilisiert.

Unser Ziel war eine Miniinsel vor Benidorm. Dort darf man zwar nicht ankern, weil es ein Naturschutzgebiet ist, aber es gibt dort vier Mooringbojen, an denen man festmachen kann. Und diese kleine Insel bot auch den einzigen Schutz vor Schwell, der eigentlich immer im Mittelmeer vorhanden ist. Als wir uns mit dem letzten Tageslicht der Insel näherten und einen Blick auf die Stadt Benidorm warfen, waren wir erstmal erschrocken. Ein Wolkenkratzer neben dem anderen. Es erinnerte ein bißchen an die Skyline großer amerikanischer Städte. Aber gut, wir konnten ja auch in die andere Richtung sehen. Und da lag nur diese kleine beschauliche Insel mit einem Restaurant und ca. 10.000 Möwen darauf. Die Geräuschkulisse war dementsprechend. Aber Gott sei Dank sind die Möwen auch irgendwann zu Bett gegangen. Der Blick auf die Stadt bei Dunkelheit war dann auch gar nicht mehr so schlimm.

Die Nacht war eher unruhig. Denn die Insel bietet nicht wirklich großartigen Schutz. Sie ist einfach zu klein. Der Schwell läuft einfach um sie herum. Nur etwas abgeschwächt. Aber besser, als nix. Für den nächsten Tag war Westwind angesagt. 10-15 kn. Eigentlich perfekt für uns, wenn auch hoch am Wind. Aber Avalon meistert diese Disziplin erstaunlich gut. Und verträgt auch deutlich mehr Wind, als Charisma. Ein Ziel hatten wir uns nicht gesteckt. Einfach mal lossegeln und gucken was kommt. Es kam allerdings nichts Gutes. Nachdem wir Ankerauf gegangen sind, lief es zunächst auch ziemlich gut. Allerdings frischte der Wind zügig auf. Aus 10-15 kn wurden schnell 20-25 kn. Wir haben dann das erste Reff gesteckt, aber Avalon hat doch ziemlich Lage geschoben. Und dann ist das passiert, was wir schon befürchtet hatten, als wir unsere Davits für das Dinghi montiert hatten. Denn das Dinghi hängt doch recht tief am Heck. Irgendwann in einer Böe hatten wir so viel Lage, dass der Bug vom Dinghi ins Wasser eingespitzelt ist und durch den extremen Widerstand den Backbord-Davit verbogen hat. Verdammt! So können wir nicht weiterfahren. Wir haben dann die Genua weggerollt und einen Hafen in der Nähe gesucht. Der nächste war Campello. 10 sm entfernt. Aber nicht unter Segeln erreichbar. Also Maschine an und Kurs Campello gesteckt. Ich habe dann die Marina über Kanal 9 angefunkt und wollte fragen, ob sie einen Platz für uns haben. Und nun kam wieder die Sprachbarriere zum Vorschein. Mir wurde auf Spanisch geantwortet. No comprende! Ich habe dann noch zwei mal versucht, denen klarzumachen, dass sie doch bitte mal Englisch sprechen sollen. Aber dann war Funkstille. Also habe ich ihnen noch auf Englisch klargemacht, dass wir ein Problem mit dem Boot haben und nun in Ihre Marina einlaufen werden. Keine Antwort mehr! Egal, wir fahren da jetzt rein. Sind wir dann auch und sind so ein bißchen im Hafenbecken rumgefahren. Wir haben uns gedacht, dass schon irgendwann irgendjemand uns sehen wird. Und so war es dann auch. Plötzlich stand ein wild mit den Armen fuchtelnder Mariniero da und deutete uns an, wo wir anlegen sollen. Haben wir dann auch gemacht. Und ich habe ihm versucht klarzumachen, dass wir ein Problem haben und über Nacht hier bleiben müssen. Das hat er dann wohl auch irgendwie verstanden. Denn er fragte uns, ob wir einen „mecanico“ bräuchten. Wir haben dankend abgelehnt, sind ins Office gegangen und haben mit Händen und Füßen eingecheckt. Ist persönlich doch einfacher, als per Funk. War letzendlich auch alles kein Problem. Lag aber auch daran, dass wir natürlich in der Nebensaison unterwegs sind. Zur Hauptsaison kann es schoin passieren, dass man wieder weggeschickt wird, wenn der Hafen voll ist. Da sind die völlig gnadenlos. Denn sowas wie „im Päckchen liegen“ gibt es im Mittelmeer nicht.

Nun war es ja erst Mittags, als wir in Campello eingelaufen sind. Wir hatten also reichlich Zeit. Die Dame im Office hatte uns einen Plan von Campello in die Hand gedrückt und erklärt, wo was ist. Aber als erstes haben wir mal das Dinghi zu Wasser gelassen und den Davit gerichtet. Durch das Einspitzeln hat das Dinghi den Davit nach unten verbogen. Mit dem Großfall und der Winsch haben wir ihn wieder hochgebogen, bis er wieder auf gleicher Höhe des anderen war. Danach haben wir unsere Klappräder aus dem „Keller“ geholt und sind mal losgeradelt. Campello sah von See aus genauso öde aus, wie alle anderen Städte, die wir entlang der Küste gesehen hatten. Ein Hochhaus neben dem anderen. Meistens wohl Hotels. Aber wenn man dort ist, ist es meistens ganz nett. Wir sind die ganze Strandpromenade abgeradelt, haben uns ein Restaurant für den Abend gesucht und waren dann noch im Lidl einkaufen.

Abends sind wir in einem schönen Restaurant direkt am Strand, dass wir uns nachmittags ausgesucht hatten, Essen gegangen. Das erste Mal, seit wir in Spanien waren, gab es dann Paella. Ich liebe dieses Gericht. Allerdings hinterläßt der Safran, der zwingend an dieses Gericht gehört, noch tagelang seine Spuren, wenn man die Gambas nackig macht. Aber lecker war’s…

Die Safran-Spuren bekommt man so schnell nicht weg

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